Mit der Uebernachtfaehre sind wir von Mwanza nach Bukoba gefahren. Wir hatten sogar eine eigene kleine Kabine mit einem Stockbett. Das Schiff war uebersaeht mit Moskitos, so dass wir gezwungen waren unsere Kabine mit einem hartnaeckigen Insektenkiller zu verseuchen und wir erst mal im Boardrestaurant ein Bier tranken, bis wir die Kabine wieder betreten konnten. In Bukoba hatten wir eine richtig schoene Unterkunft mit Blick auf den Viktoriasee und sogar einer warmen Dusche. Am 31.8. war Eid, das Fest am Ende des Rhamadan. Die Strassen waren sehr belebt, viele Menschen machten sich auf an den Strand und von ueberall ertoente Musik. Doch mit dem Sonnenuntergang stroemten auch die Menschen wieder nach Hause und die Strassen leerten sich, wie wir es schon so haeufig hier erlebt haben.
Am naechsten Morgen nahmen wir den Bus nach Kampala. An der Grenze mussten wir aus dem Bus aussteigen und zu Fuss gehen um unsere Stempel zu bekommen. Einen Stempel im Zollhaeuschen von Tanzania und ein paar Meter weiter in Uganda. Auch hier wurden wir wieder von einer Webcam fotografiert. Fertig, muede, verschwitzt: Die ostafrikanischen Behoerden haben auf keinen Fall schoene Fotos von uns! Nach ca. 8 Stunden Busfahrt kamen wir in dem unglaublich vollen und lauten Kampala an. Wir brauchten alleine eine Stunde um vom Stadtrand in die Innenstadt zu gelangen, da die Strassen so voll sind und hier einfach ein unglaublichen Verkehrschaos herrscht. Die schnellste Fortbewegungsmoeglichkeit sind die Boda-Bodas (Motorraeder, die bis zu 3 Personen mitnehmen), aber ob sie die sichersten sind ist fragwuerdig, da sie sich wirklich ueberall durchschlaengeln. In Kampala waren wir nur eine Nacht, denn wir waren von der Stadt erstmal voellig ueberfordert. Vor allem nachdem der Gluecksbringer, eine goldene Kette, auf offener Strasse und am helllichten Tag von Steffis Hals gerissen wurde.
Da ein Freund aus Deutschland gerade zu dieser Zeit in Mbale war und uns eingeladen hat ihn und seine Freundin zu besuchen, haben wir nicht lange gezoegert und sind am naechsten Tag direkt losgefahren. Der Bus war schon relativ voll also mussten wir uns wohl noch mit reinquetschen. Steffi sass in einer Reihe fuer drei zu viert, neben einer dicken african mama. Ellen sass eine Reihe weiter hinten und hatte die vollen 4 Stunden ein 13jaehriges Maedchen auf dem Schoss, so dass uns die Busfahrt viel laenger vorkam. In Mbale wohnten wir bei Rubina und Beatrice, welche sich ein kleines Zimmer teilen mit einem noch kleineren Raum, was bei uns wohl ein Kaemmerchen waere, welches hier aber als Kueche diente, auch wenn es kein fliessend Wasser oder einen Herd gab. Die afrikanische Gastfreundschaft ist riessig, denn dass sie dieses Zimmer mit den zwei Betten mit uns und am naechsten Tag noch mit weiteren 4 Freiwilligen teilten selbstverstaendlich. Wir genossen die zwei Tage mit ihnen. Lernten wie man lokales Essen zubereitet und verbrachten gemeinsam den Tag. Samstags waren wir dann endlich mal in einem Club tanzen. Wir waren eine Gruppe von ca. 10 Leuten und haben bis in die Nacht hinein getanzt.
Nach ca. 3h Schlaf mussten wir uns wieder aus unseren Schlafsaecken quaelen und uns auf den Weg nach Kitgum machen. Wir waren etwas spaet dran und haben leider nur noch Plaetze in der letzten Reihe erhalten. Ausgerechnet diese Busfahrt war wohl die holprigste unserer ganzen Reise. Uns hat es sowas von durchgeschuettelt und bei jeder Bremsschwelle, welche hier wirklich haeufig sind, hat es uns aus den Sitzen gehoben. In Gulu mussten wir umsteigen, doch anscheinend war der Bus nach Kitgum schon weg. Also nahmen wir ein Matatu (Sammeltaxis in Form eines Kleinbusses). Hier haben wir immerhin die zwei Plaetze neben dem Fahrer erhalten, was die Fahrt etwas angenehmer gemacht hat, zumindest der Comfort-Aspekt. Allerdings heisst das auch, wenn man vorne sitzt, dass man genau sieht wie der Fahrer hier ueber die loechrige und zum Teil matschige „Strasse“ faehrt. Nach einer 13 h Reise, also um 21 Uhr sind wir endlich in Kitgum angekommen.
Ein hilfsbereiter Kitgumer hat uns von dem Punkt, in dem wir rausgelassen worden sind bis zum Projekt gefuerht, dass haetten wir sonst mitten in der Nacht auch nicht wirklich gefunden. Im Projekt wurde wir schon lange erwartet. Es war eine Gruppe Jugendlicher, welche hier auf dem Gelaende auch wohnen, da sie sonst keine Familie haben, bei der sie unerkommen. Dies ist hier allerdings sehr selten, denn in der afrikanischen Kultur haben alle viele Verwandte und sie sind sich auch alle sehr nahe und tragen fuer einander Verantwortung. Dass heisst, dass auch jeder dem anderen in jeder Lebenslage helfen und jegliche Verwandte bei sich aufnehmen wuerde. So scheint es hier auch Brauch zu sein, dass die Kinder nicht unbedingt bei ihren Eltern aufwachsen. Die Kinder halten sich immer automatisch dort auf, wo sie sich wohl fuehlen, so kann es also auch sein, dass sie bei ihrem Onkel oder ihrer Tante aufwachsen.
Die Einrichtung heisst momentan noch Childcare Kitgum Servants, wird aber zukuenftig Irene Gleeson Foundation heissen. Es ist eine riessige Einrichtung mit einer Primary School mit 3000 Schuelern und einer Berufsschule mit ca. 1000 Schuelern hier auf dem Gelaende. Es gibt ca. 300 Angestellte, die den Betrieb hier am Laufen halten. Auf dem Gelaende selbst leben ca. 60 Menschen. Zusaetzlich gibt es hier ein Krankenhaus und ein Buerokomplex, nicht zu vergessen das wohl groesste Gebaude, die Kirche. Sie sieht fuer uns von aussen wohl eher wie eine Lagerhalle aus, aber von innen ist sie mit schoenen Wandbildern bemalt und ohne Prunk und Protz ausgestattet. Sie ist der Stolz aller Mitglieder.
Am ersten Tag mussten wir einmal ausschlafen und uns aklimatisieren, was uns doch erstaunlich schwer fiel. Aufgrund unserer Freiheit des Reisens und der Unabhaenigigkeit, die wir in den letzten Wochen gelebt und gefuehlt haben, kam es uns hier doch sehr eng vor. Es ist eine doch sehr stark christlich gepraegte Einrichtung, welche sich nicht nur in den morgendlichen und abendlichen Gebeten, sondern auch in ihrem Lebensstil auswirkt. Akohol ist hier strikt verboten, das abendliche Ausgehen wird verpoehnt und die Tore werden hier abends um 18 Uhr geschlossen. Auserdem wurde es hier anfangs nicht erwuenscht, dass wir alleine ins Dorf gehen, geschweige denn uns mit dem hilfbereiten Wegbegleiter treffen. Kleiderordnung: Frauen duerfen keine Hosen tragen nur Roecke die bis uebers Knie gehen und die Schultern muessen immer bedeckt sein. Auch nach dem Waschen duerfen wir unsere Unterwaesche nur in unserem Zimmer zum Trocknen aufhaengen. Die Organisation scheint sich hier den christlich konservativen Moralvorstellungen anzupassen. So haben wir leider auch schon in einigen Diskussionen mitbekommen, dass die Frau noch immer eine untergeordnete Stellung hat.
Unser Theaterprojekt hat auch schon angefangen, aber dazu mehr im Laufe der Woche.